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Wolfgang von Websky: Algarve - Portugal

 

„Algarve – Portugal“

Photolithographie (nach Ölkreidezeichnung) auf leichtem strukturiertem Karton
u.r. im Druck datiert „[19]74“

u.m. in Blei signiert „Websky“, sowie u.r. im Druck monogrammiert „WvW“
u.m. in Blei betitelt: „Algarve – Portugal“

€ 170,-

 

 

                

 

Blattgrösse: 46,8×32,2cm
Auflage: o.A.

Zustand
Ecke u.l. mit Knickspur und etwas bestoßen; am rechten Blattrand unten leicht farbfleckig; Ecke u.r. leicht bestoßen; mitunter leichte Druckstellen im Blatt; verso partiell schwach fleckig

 

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wolfgang von Websky erst 1950 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen und ließ sich mit seiner Familie anfangs im oberbayrischen Steingaden nieder. 1952 verzog die Familie weiter nach Wangen im Allgäu, wo der Künstler bis zu seinem Tod ansässig blieb. Erlebnisse, verarbeitete Erinnerungen aus Krieg und Gefangenschaft malte Wolfgang von Websky in den ersten Jahren nach seiner Heimkehr „danach verschwinden diese Gespenster aus der Vergangenheit, er blüht auf, es entstehen die lebhaften und farbstarken Gemälde der 50-er und der 60-er Jahre“ (Michael von Websky (2009): Erinnerungen, in: Muzeum Miejskie Wroclawia (Hrsg.): Wolfgang von Websky (1895-1992) Realnosc i impresja. Realität und Impression; Drukarnia Panda; Wroclaw; S. 8-13 [hier: 10]).
Es sind dabei insbesondere Porträts, Reiseimpressionen und Landschaften, die das folgende Schaffen kennzeichnen und die vorliegende Arbeit aus dem Jahr 1974 hält gerade einen solchen Eindruck einer Reise fest. Insbesondere ab den 1960er Jahren führten Studienreisen den Künstler nach u.a. Ägypten, in den Vorderen Orient, nach Indien, Frankreich, Italien und eben auch nach Portugal.
Diese hier gezeigte Ansicht auf einen felsigen Strand der Algarve entstand der Datierung nach in jenen Jahren (1972-74) in denen sich der Künstler im Süden Portugals aufhielt. Das Gegenständliche des Motivs bleibt ohne Zweifel erhalten, doch legen die durchaus heftigen Striche, wie sie sich besonders in den seitlichen Felsen zeigen, die ganz persönliche, expressive Note des Künstlers in das Werk. Diese Felsen wirken gleichsam wie eine bildimmanente Rahmung, durch welche wir als Betrachter auf das ruhige, nur in wenigen zarten Strichen angedeutete Meer blicken. Der Himmel ist ebenso locker und reduziert ausgeführt, so dass dies nur die Andeutung von ein paar Schönwetterwolken vermittelt.
Wunderschön zeitlose, träumerisch melancholische Landschaftskomposition!

 

 

Zu Wolfgang von Websky (29.09.1895 Berlin – 12.03.1992 Wangen im Allgäu):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1900 Umzug der Familie auf das Familiengut Schwengfeld bei Schweidnitz in Niederschlesien; 1911 Besuche im Atelier von Wilhelm Herberholz in Düsseldorf, der von Webskys Vater porträtierte; 1914 Abitur in Schweidnitz; bei Kriegsbeginn Offiziersanwärter; 1915 Fronteinsatz, schwere Verwundung und zweijähriger Lazarettaufenthalt; Beschäftigung mit Malerei; 1917 Besuch der Kunstakademie Breslau (Porträtklasse von Eduard Kaempffer); 1920 Verabschiedung aus dem Militär wegen dauernder Frontuntauglichkeit; auf Empfehlung von Kaempffer Studium an der privaten Kunstschule von Arthur Wasner in Breslau; 1921 Studium bei Moritz Heymann in München; Freundschaft mit Konrad Kardorff; 1922 erste Einzelausstellung in der Galerie Lichtenberg in Breslau; 1922-23 Besuch der Hochschule für Bildende Künste in Berlin (bei Adolf Strübe, Peter Fischer); 1924 neunmonatige Italienreise; 1925 dreimonatiger Aufenthalt in Paris bei Wilhelm Uhde; 1925-30 Atelier in Berlin und während dieser Zeit auch immer wieder in Schlesien; 1928 erneuter Studienaufenthalt in Paris; 1930 Aufgabe des Berliner Ateliers und vollständiger Umzug auf Gut Schwengfeld; Heirat mit Wita von Nimptsch; Mitglied im „Künstlerbund Schlesien“; 1934-39 Vorsitzender des Künstlerbundes Schlesien; 1936 wird er zu militärischen Übungen abberufen und muss in der Folge dann das Amt als Vorsitzender aufgeben; 1938 Studienreise nach Ägypten und in den Vorderen Orient; 1939 Einberufung als Reserve-Offizier; 1939-45 Kriegsdienst im Westen und Osten; 1945-50 sowjetische Kriegsgefangenschaft; 1950 Neubeginn in Steingaden/Oberbayern; 1952 Umzug der Familie nach Wangen im Allgäu in die dort neu erbaute Siedlung („Am Atzenberg“) für schlesische Künstler; 1955 Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland; 1957 Begegnung und Freundschaft mit Anne von Molo (Ehefrau Walter von Molos); 1961-68 zahlreiche Studienreisen nach Italien, Frankreich; 1969 Schlesischer Kulturpreis; 1972-72 Studienaufenthalte in Portugal an der Algarve; 1978-79 Studien auf Kreta; 1981 Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen; 1982 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg; 1985 Ehrenprofessur des Landes Baden-Württemberg; 1985 Pro-Arte-Medaille der Künstlergilde Esslingen

Literatur
Muzeum Miejskie Wroclawia (Hrsg.) (2009): Wolfgang von Websky (1895-1992) Realnosc i impresja. Realität und Impression; Drukarnia Panda, Wroclaw
Stiftung Schlesien (Hrsg. ) (1985): Wolfgang von Websky. Zeichnungen [Schriftenreihe der Stiftung Schlesien/Hannover Bd II]; Schertgens; Köln
Freundeskreis Bildende Kunst e.V., Kißlegg (Hrsg.) (1995): Wolfgang von Websky. Ein Maler des Expressiven Realismus; Robert Gessler; Friedrichshafen
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 524
SCHNEIDER, Erich (Hrsg.) (2009): Expressiver Realismus. Die Sammlung Joseph Hierling [Schweinfurter Museumsschriften 166/2009]; Schweinfurt; S. 343
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 459