J O S E F   F I N K

 

Weitere Werke von Josef Fink

 

 

„Petrus nach der Verleugnung“

Monotypie auf dünnem bräunlichem Papier, punktuell befestigt auf hellen Karton
auf dem unterlegten Karton in Schwarz datiert „[19]64“

Grösse des unterlegten Kartons: 45,7x43cm
Blattgrösse: 34,5x32cm

auf dem unterlegten Karton in Schwarz signiert „Fink“
in Schwarz betitelt auf dem unterlegten Karton: „Petrus nach der Verleugnung“

€ 890,-

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Zustand
Blatt punktuell befestigt auf hellen Karton; Blatt im unteren Bereich technikbedingt leicht knittrig; unterlegter Karton an den Rändern mitunter etwas uneben beschnitten, sowie mit kleineren Bestoßungen; unterlegter Karton verso etwas fleckig, sowie mittig (farbfleckig)

 

 

„1964 markierte einen wichtigen Entwicklungsschritt in Finks grafischem Schaffen. Im Herbst hatte er noch in seiner bewährten Linolschnitttechnik die Eindrücke aus der gemeinsamen Frankreichreise nach Skizzenblättern vom Montmartre samt Text erstellt; erste Handabzüge sind zwischen dem 24.9. und 1.10.1964 signiert. Als er dann die Originalmappe in der Hand hielt, wurde ihm bewusst, dass durch den harten Schwarzweiß-Kontrast dieser Hochdrucktechnik die Bilder gegenüber den Handabzügen mit ihren unterschiedlichen Grautönen viel von ihrer Duftigkeit eingebüßt hatten. In einem Brief vom 8. November schrieb er fast triumphierend, er arbeite derzeit 18 Stunden täglich und: ‚Ich habe eine ganz neue Monotypietechnik entwickelt, durch die ich schönere Effekte erhalte als beim Litho!‘ […] Die neue Technik war auch weniger aufwendig. Eine Glasplatte (etwa 30 x 35 cm), Druckerschwärze und eine Walze für Handabzüge genügten. Das Bild war leicht zu korrigieren und mehrmals variierbar. […] Noch vor Weihnachten 1964 begann Fink mit einem Passionszyklus. Vier Monotypien, wie etwa die ‚Pieta‘, hielten vorerst seiner eigenen Kritik stand. ‚Ich arbeite wahllos, d.h. nicht nach der Historie‘, erläutert er in einem Brief. Im Jänner 1965 waren genügend Blätter zur ‚Leidensgeschichte Jesu‘ vorhanden, um damit in der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Graz einen Meditationsabend im Rahmen einer Ausstellung bestreiten zu können. Bis Ostern war dann der Zyklus auf 46 Blätter angewachsen“ (Karl Pauritsch (2001): Eine Rose und ich. Josef Fink. Sein Vermächtnis; Graz: Weishaupt Verlag; S. 154, 159).
Die vorliegende Monotypie ist in diese von Karl Paritsch beschriebene, frühe Schaffensphase einzuordnen, und genauer gesprochen lässt sich anhand der obigen Ausführungen der Entstehungszeitraum zwischen Oktober und Dezember 1964 eingrenzen.
Beim letzten Abendmahl sagt Jesus die dreifache Verleugnung durch seinen Jünger Petrus voraus. Nach der Gefangennahme wurde Petrus als Anhänger Jesu erkannt, was er jedoch dreimal bestritt und dadurch die Prophezeiung seines Herrn bewahrheitete. „Und er ging hinaus und weinte bitterlich“ (Mt. 26, 75), so zeigt sich bei Matthäus die tiefe Reue und wohl auch die allzu menschliche Schuldigkeit Petri, nachdem sich dieser seiner Missetat bewusst wurde.
Josef Fink präsentiert dem Betrachter einen hageren Petrus. Nur Ansätze des Oberkörpers und im Speziellen das Gesicht sind genauer herausgearbeitet, wogegen der Rest der Darstellung in einem Strudel und Wirbel aus verschiedenen Grautönen aufgeht. Dominiert wird das länglich schmale Gesicht von den beiden großen, weit aufgerissenen Augen. Angst, Furcht, Ohnmacht,… mögen aus diesem Blick sprechen und zeugen damit von der gerade zuvor erfolgten Tragik.
Überaus eindringliche Komposition aus einer signifikanten Phase des frühen Schaffens.

 

 

Zu Josef Fink (11.12.1941 Ebersdorf bei Gnas – 29.11.1999 Graz):
Österreichsicher Theologe, Künstler, Drehbuchautor, Fotograf, Autor; entstammte einer gläubigen, oststeirischen Wehrbauernfamilie; 1961 Eintritt in das Priesterseminar in Graz; bereits zu dieser Zeit entstanden Ölbilder, Monontypien, Grafiken mit religiösen Motiven; 10.07.1966 Priesterweihe; 1966-68 Kaplan in Irdning; 1968 erste Einzelausstellung im Französischen Institut in Graz; 1968 organisierte Fink seine erste Malerklausur in Irdning (diesen Gedanken greift er 1982 erneut auf); 1968-70 Kaplan in Deutschlandsberg; während dieser Zeit begann er seine journalistischen Arbeiten bei der „Weststeirischen Rundschau“, später für die „Kleine Zeitung“ und „Die Wende“; 1970 erbat er sich eine Freistellung seiner priesterlichen Tätigkeiten, um ein Kunststudium an der Wiener Akademie beginnen zu können (dies wurde ihm für zwei Jahre erlaubt); 1972-75 Kaplan in Graz Kalvarienberg; 1974 Gestaltung der Hauskapelle im Bildungshaus Mariatrost; 04.11.1975 erhielt er den Auftrag zur Gründung des Kulturzentrums bei den Minoriten; zusammen mit Harals Seuter leitete er das Kulturzentrum 20 Jahre lang; April 1976 wurde sein erster Film „Das Kreuz ist kein Zierrat“ im ORF ausgestrahlt; 1978 Bekanntschaft mit dem Filmemacher Jos Rosenthal, mit dem er zusammen in weiteren zehn Jahren über 20 Filme schuf; bis 1979 war Fink künstlerisch vor allem abstrakt konstruktiv tätig; ab 1979 änderte sich dies und auch die Fotografie kam verstärkt als künstlerisches Ausdrucksmittel hinzu; 1979 Mitglied im PEN-Club und im Steirischen Schriftstellerverband; 1984 gesaltete er die Kapelle des Behindertenzentrums im Hirtenkloster; 1984 Berufung zum Mitglied der Diözesankommission für Liturgie, so dass er damit Mitentscheider für Sakralkunst in der steirischen Diözese; 1991 veranstaltete er zum ersten Mal eine Künstlerklausur in Israel; 1991 aus Anlass seines 50. Geburtstag veranstaltete das Stadtmuseum Graz eine große Werkschau; 1996 zog er sich während einer weiteren Künstlerklausur in Israel eine Infektion an seinen Füßen zu, was in der Folge zu Amputationen führte; Juli 1996 zusammen mit Edith Temmel und Kurt Zisler Gestaltung der Altarwand in der Wochentagskapelle in der Schutzengelkirche in Graz Eggenberg; im Januar 1998 wurde sein Zustand aufgrund der Infektion lebensbedrohlich und es mussten ihm beide Unterschenkel amputiert werden; 2001 Gedächtnisausstellung im Kulturzentrum bei den Minoriten

Literatur
PAURITSCH, Karl (2001): Eine Rose und ich. Josef Fink. Sein Vermächtnis; Graz: Weishaupt Verlag
PAURITSCH, Karl: Fink, Josef, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 00402409
Internetseite zum Künstler [joseffink.at]