H A N S   O R L O W S K I   (01.03.1894 Insterburg / Ostpreußen – 03.05.1967 Berlin)

 

Weitere Werke von Hans Orlowski

 

 

weibliche Akte (o.J.)

blaue Tinte, teilweise laviert, auf leicht strukturiertem Karton (Rückseite eines frühen verworfenen Aquarells), im linken Bereich aufgeklebter, collagierter Kartonausschnitt, verso an den oberen beiden Ecken durch Klebestreifen in Passepartout gesetzt

€ 190,-

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Titel
ohne Titel [weibliche Akte]

Signatur
unsigniert, verso unten mittig Nachlassstempel

Jahr
undatiert

Größe
Größe: 25,5 x 22,8 cm (Blatt) bzw. 45 x 32 cm (Passepartout)

Auflage
laut Werkverzeichnis „15 nummerierte Handdrucke“, vorliegendes Exemplar ist nicht nummeriert, d.h. wohl außerhalb der Auflage

Zustand
Karton verso an den oberen beiden Ecken durch Klebestreifen in Passepartout gesetzt; Blattränder etwas uneben zugeschnitten (insbesondere linker Blattrand); im Randbereich unten rechts etwas fleckig; Ecke unten rechts mit kleinem Knick; im oberen Randbereich links Einriss (nicht in Zeichnung)

Provenienz
Hans-Werner Schwarzenberger (1943-2015, Sohn von Fritz Schwarzenberger (Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu Hans Orlowski), (Werbe-)Grafiker, Kunstsammler)

 

 

Die vorliegende Darstellung weiblicher Figuren lässt an Werke Hans Orlowskis aus verschiedenen Schaffensphasen denken. Da ist beispielsweise das Gemälde „In Erwartung“ (1944), sowie dann noch das jüngere Gemälde „Fürstin und Dienerin“ (1951).
Hinter einer etwas größeren weiblichen Figur sehen wir im Hintergrund einen weiteren Akt. Bei dieser Studie mag nun eine Besonderheit noch darin liegen, dass Orlowski die linke Figur nochmals änderte und dies dann anhand eines aufgeklebten Kartons erfolgte, da wohl die frühere Figur technikbedingt nicht mehr in der Form geändert werden konnte. Daneben ist noch auf die Rückseite zu verweisen, die einen Ausschnitt aus einem farbintensiven, expressiven Frühwerk Orlowskis zeigt. Dass Orlowski mit dieser frühen, vom Expressionismus beeinflussten Phase im Späteren nicht mehr einverstanden war, zeigt dieses Zerschneiden auf beispielhafte – und für den Betrachter durchaus schmerzhafte – Weise.

 

 

Zu Hans Orlowski (01.03.1894 Insterburg / Ostpreußen – 03.05.1967 Berlin):
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator; Sohn eines Schneiders; 1899 Umzug der Familie nach Königsberg; 1905 Umzug der Familie nach Potsdam und später nach Charlottenburg; 1911-15 Besuch der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg (bei Harold Bengen, Edmund Schaefer); 1914 zum Kriegsdienst eingezogen und Soldat in Serbien; 1915 aufgrund einer Verwundung Einsatz als Zeichner im Kriegsministerium; zu dieser Zeit entstehen erste Linol- und kurze Zeit später erste Holzschnitte; 1918 erste Ausstellungsbeteiligung bei der Berliner Sezession; 1918-19 Besuch der Staatlichen Kunstschule Berlin (bei Philipp Franck); 1919 Abschluss des Studiums mit dem Diplom als Kunsterzieher; 1921-45 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg; 1924 Reise nach Paris und Abkehr vom Expressionismus; Orlowski selbst zerstörte ein Großteil seines bis dahin entstandenen Werks; 1931 Ernennung zum Professor; es entstehen zahlreiche Holzschnitte und Illustrationsfolgen; 1934 erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt (Berlin); 1935, 1937, 1939 Beteiligungen an der Ausstellung „Ostpreussenkunst. Kunstausstellung des Kunstvereins Königsberg“ (Kunsthalle am Wrangelturm, Königsberg); 1936 Beteiligungen an der Ausstellung „Deutsche Graphik-Schau“ (Museum der bildenden Künste, Leipzig); 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ sieben Werke Orlowskis beschlagnahmt; 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Graphik und Kleinplastik“ (Haus der Kunst, Berlin); 1940 Beteiligung an der Ausstellung „Deutsche Graphik“ (Kunstverein Hamburg); 1943 Kollektivausstellung mit Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Arno König und Anny Schröder (Anhaltischer Kunstverein, Dessau); Orlowskis Atelier in der Kunstgewerbeschule wird ausgebombt, wobei alle Holzstöcke, sowie 65 Gemälde vernichtet werden; 1945 wird seine Wohnung durch Bombenangriff zerstört; nach 1945 zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen; 1945 Leiter einer Klasse für Wand- und Glasmalerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin; 1953 Wahl zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste, Brüssel; 1954 Kunstpreis der Stadt Berlin (West); 1959 Gründung des Hans-Orlowski-Kreises durch Fritz Schwarzenberger (Berlin); 1962 Ernennung zum Offizier im Orden Leopold II von Belgien; 1962 Verleihung der Ehrenmedaille des Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien; 1963 Verleihung des Kulturpreises für Bildende Kunst der Landsmannschaft Ostpreußen; 1964 Ernennung zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno von Florenz; die Witwe Orlowskis vermachte den Nachlass dem Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt; Orlowski schuf Illustrationen zu über 120 Büchern (u.a. zu Werken von Heine, Hölderlin, Rilke, Schiller)

Literatur
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 507
OSMAN, Silke: Dem Alltäglichen enthoben. Gedenken an den Graphiker Hans Orlowski aus Insterburg, in: „Das Ostpreußenblatt“ (v. 27.02.1999)
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 427
Hans-Orlowski-Kreis (Hrsg.) (1965-72): Werkverzeichnis Hans Orlowski (6 Bände, bearb. V. Fritz Schwarzenberger); Berlin