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Paul Segieth: Portraits

 

Weitere Werke von Paul Segieth

 

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(1) Portrait des Ferdinand Knauff (Pächter auf Schloss Monsheim)
(2) Portrait der Adele Knauff, geborene Terstegen (Pächterin auf Schloss Monsheim)

beide Werke Öl auf Leinwand; Keilrahmen; gerahmt [Originalrahmen];
beide Werke um 1919

Rahmengrösse: beide Werke 92x106cm
Leinwandgrösse: beide Werke 72x86cm

(1) mittig rechts in Schwarz signiert „Segieth“
(2) unten rechts in Schwarz signiert „Segieth“

€ 4.200,-

 

 

                           

 

Zustand
(1) im unteren Bereich partiell Farbverluste und etwas schmutzig (aufgrund eines rückseitig ersichtlichen Feuchtigkeitsschadens); mitunter leicht beschmutzt; partiell leichte Retuschen; Leinwand verso schmutzig (Feuchtigkeitsschaden); Rahmen mit Gebrauchs-, Abnutzungsspuren (rissig, berieben, Abplatzer)
(2) partiell etwas beschmutzt; partiell leichte Retuschen; verso Leinwand etwas fleckig; Rahmen mit Gebrauchs-, Abnutzungsspuren (rissig, berieben, Abplatzer)

Provenienz
Ehepaar Ferdinand und Adele Knauff (geb. Terstegen), ab 1902 Pächter auf Schloss Monsheim (Lkr. Alzey-Worms)

 

 

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis etwa 1923 erhielt Paul Segieth mehrere Malaufträge von Großindustriellen und Gutsbesitzern, die ihn in das rheinische Gebiet führten. Zu seinen damaligen Auftraggebern gehörten beispielsweise die Familie von Opel und, wie im Fall des vorliegenden Gemäldepaars, die Familie Knauff.
Von 1869 bis 1902 saß Friedrich Wilhelm Terstegen als Pächter auf Schloss Monsheim im Landkreis Alzey-Worms. Ferdinand Knauff heiratete dessen Tochter Adele und übernahm 1902 die Pacht (vgl. hierzu Paul Michel (1981): Chronik von Monsheim. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes; Monsheim; S. 84).
Das vorliegende Gemäldepaar ist in die beschriebene Schaffensphase Segieths einzuordnen und lässt sich auf das Jahr 1919 datieren. Zweifelsohne wird es sich hierbei um eine Auftragsarbeit handeln. Das Ehepaar Knauff wird dem Betrachter jeweils vor einem dunklen Hintergrund als herrschaftlich, kühl distanziert und erhaben vorgestellt. Keineswegs sind diese Charakteristika in den Portraits negativ konnotiert, vielmehr erfüllen sie die (sicherlich gewünschten) damaligen Kategorisierungen was die Zugehörigkeit zu einer höheren Schicht anbelangt.
Adele Knauff wird in einer Dreiviertelansicht gezeigt. Sie trägt über einem ländlichen Oberteil in Braun und Grün einen reichhaltigen Pelzumhang. Um den Hals und an der linken Hand ziert sie Goldschmuck. Der leicht geneigte Kopf ist beinahe frontal auf den Betrachter gerichtet und aus den nicht ganz geöffneten Augen blickt uns die Porträtierte wohlwollend an, wobei das nur leicht um den Mund verspielte Lächeln diesen Eindruck noch verstärkt.
Das mondäne Element, wie man es bei Adele Knauff in der Kleidung, dem Schmuck und der Haltung findet, tritt bei Ferdinand Knauff in den Hintergrund. Der Schlosspächter steht zentral im Bild und mit seiner stämmigen Gestalt füllt er einen großen Teil der Fläche aus. Er trägt Jagdkleidung, hat sein Gewehr locker über der rechten Schulter hängen und eine Zigarre liegt ihm zwischen den Fingern. Obgleich sein Körper fast frontal auf uns als Betrachter gerichtet ist, macht der Kopf, der Blickrichtung der Augen folgend, von uns aus gesehen eine Drehung nach rechts. Eine unbedingte Ruhe, Gewissheit und vor allem eine Ernsthaftigkeit lässt Segieth aus den Zügen des Porträtierten sprechen.

 

 

Zu Paul Segieth (01.02.1884 Königshütte (Oberschlesien)) – 06.05.1969 Hundham, Samerberg (Obb.)):
Maler, Zeichner, Illustrator; Sohn eines Hochofenbauers; Lehre als Dekorations- und Kirchenmaler; Studium an der Kunstakademie Breslau (bei Hans Roßmann, Ignatius Taschner und Hans Poelzig); 1911 Umzug nach München, wo er immer wieder Bekannte, Freunde, Café-Besucher,… zeichnerisch festhielt; Segieth gehörte zur Schwabinger Boheme im Umkreis des „Café Stefanie“; bereits ab 1910 (Jg. 15, Heft 32), aber intensiv v.a. ab 1911 (ab Jg. 16, Heft 32) als Illustrator für die Zeitschrift „Jugend“ tätig (seine letzten Illustrationen erscheinen 1938 (Jg. 43, Heft 27)); 1913 Einbandentwurf zu Else Fruchts „Goethes Vermächtnis. Eine frohe Botschaft“ (1.Bd.) (Delphin-Verlag, München-Leipzig); 1913 Buchschmuck zu Georg Jakob Plotke „Heinrich Heine als Dichter des Judentums“ (Carl Reißner, Dresden); 1914 Einbandentwurf zu Georg Jakob Plotkes Gedichtband „Zur Mutter“ (Carl Reißner, Dresden); im Ersten Weltkrieg eingesetzt in dem 8. Bayerischen Infanterieregiment; 1918-23 erhielt er mehrere Aufträge von Industriellen und Gutsbesitzern für Portraitgemälde; 1925 beauftragte ihn die Rhein-Main-Donau AG, das Kachlet-Stauwerk bei Passau und eine Darstellung des zukünftigen Hafens für Nürnberg-Fürth für die Verkehrsausstellung zu malen; in den folgenden Jahren entstanden vor allem Landschaftsmotive aus der Gegend um München; 1933 Beteiligung an der „Staatlichen Kunstausstellung München“ (Neue Pinakothek); 1934-35 Beteiligungen an der „Großen Münchner Kunstausstellung“ (Neue Pinakothek); 1936 Beteiligung an der Ausstellung „Heroische Kunst“ (Städtische Galerie am Lenbachhaus, München); 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Die Arbeit in der Kunst“ (Ausstellungspark München); 1942-43 Beteiligungen an der „Oberschlesischen Kunstausstellung“ (Landesmuseum Beuthen); 1943 Umzug in ein altes Bauernhaus auf dem Samerberg; die Gegend um den Samerberg wurde für Segieth der maßgebliche Einfluss; 1964 Jubiläumsausstellung im Münchner Kunstverein

Literatur / Quelle
SEGIETH, Clelia (2006): Paul Segieth. Kleine Kollektion. Café Stefanie Münchner Impressionen [Broschüre zur Ausstellung „Paul Segieth“ in der Galerie am Rathaus in Tutzing am Starnberger See];
SEGIETH, Clelia: Paul Segieth [auf der Internetseite des Kulturportals West-Ost: http://kulturportal-west-ost.eu]