H U G O   W A L L E N I U S

 

Weitere Werke von Hugo Wallenius

 

Hugo Wallenius: Drei weibliche Akte in einer Landschaft

Drei weibliche Akte in einer Landschaft

Farbkreiden, Pastellkreiden auf Ingrespapier [„JCA France“];
nicht datiert, (wohl) um 1920-30

Blattgrösse: 35x41cm

u.r. in Blei signiert „Wallenius“
nicht betitelt

€ 550,-

Kaufanfrage

 

 

 

                

 

Zustand
Blattränder mitunter leicht uneben beschnitten; im linken Randbereich mittig ein sehr kleiner Fleck; sowie im rechten Blattbereich mittig (etwa am Schulteransatz des rechten Aktes) zwei sehr kleine Flecken und im Bauchbereich des rechtes Aktes nochmal ein sehr kleiner Fleck; im linken Blattbereich durchgehende vertikal verlaufende leichte Knickspur; am rechten Blattrand mittig etwas bestoßen und kleiner Einriss (Länge etwa 0,6cm); leichte Druckstellen im Blatt; verso leicht fleckig

 

 

Hugo Wallenius zeigt dem Betrachter des vorliegenden Werkes drei weibliche Akte in einer vornehmlich diffus bleibenden Landschaft. Einzig die spitzen, gar pfeilartigen Nadelbäume am rechten Bildrand geben Anhaltspunkte für eine Verortung in die Natur. Die beiden vorderen Akte sind dezidiert zum linken Rand gewendet, woher helles, goldgelbes Licht in das Bild strömt. Der etwas nach Hinten versetzte, dritte Akt ist vom Körper mehr dem Betrachter zugewandt, obgleich die Haltung des Gesichts nicht ganz auszumachen ist. Der Blick des mittleren Aktes ist freudig, vielleicht auch hoffnungsvoll zur Lichtquelle gerichtet, wogegen der Blick der rechten Frau eher sinnend zum Boden weist, was in seiner Wirkung durch die erhobene rechte Hand noch unterstützt wird.
Insgesamt ist die bei jedem Akt unterschiedlich ausgeführte Haltung der Arme signifikant – mal erhoben, mal herabhängend, mal hinter, mal vor dem Körper. Bestimmt wird die gesamte Komposition von der Farbgebung und deren Wirkkraft hinter der die Formen und Linien deutlich zurücktreten. Wallenius macht dabei keinerlei Unterschiede zwischen den drei Akten und deren Umgebung. Die Farben vermengen sich vielmehr, gehen ineinander über und nur die gröbsten, ganz allgemeinen Körperumrisse sind in einem etwas dunkleren Ton nachvollzogen. Einzig der mitunter etwas farbsatte, kräftig ausgeführte Untergrund sticht in seinem Kolorit heraus und ‚erdet‘ dadurch die ganze Komposition.
Insbesondere farblich eine überaus faszinierende Kompsition, die wohl mit zu den schönsten Werken Hugo Wallenius‘ gezählt werden darf.

 

 

Zu Hugo Wallenius (27.09.1892 Hamburg – 31.01.1948 Wattenscheid):
Hugo Wallenius (zeitweise auch Valenius geschrieben) wurde am 27. 9. 1892 in Hamburg geboren. Hier besuchte er die Passmannschule und wurde anschließend in der Druckerei Broschek zum Lithographen ausgebildet. Von Ostern des Jahres 1907 bis April 1911 war Wallenius als Lithographielehrling in der lithographischen Kunst-Anstalt Emil Falke in Hamburg tätig. Im Anschluß arbeitete er bis Juli 1912 als Lithograph für Schriftplakate und kleine Zeichnungen in der Lithographischen Kunst-Anstalt der Gebrüder Pilz in Schlettau im Erzgebirge. Es folgte eine Ausbildung zum Maler an der Hamburger Kunstgewerbeschule bei Arthur Illies (1870-1952). Anstellungen als Lithograph fand Wallenius zwischen 1912 und 1914 in rascher Folge bei Druckereien in Mainz, Magdeburg und in Schmiedeberg/Riesengebirge. Von 1916 bis 1925 war er als Zeichner für Entwurf und Schrift im Verlag des Hamburger Fremdenblattes beschäftigt. 1918 fand seine erste Ausstellungsbeteiligung im Hamburger Kunstsalon Bock statt. Auf der 16. Ausstellung des deutschen Künstlerbundes in Hamburg, zu deren Jury Ahlers-Hestermann, Georg Kolbe, Otto Mueller u. a. zählten, war Wallenius mit dem Pastell „Nächtliche Großstadt“ vertreten. Weitere ausstellende Künstler waren u. a. Böckstiegel, Corinth, Heckel und Pechstein. Der Katalog der Ausstellung aus seinem Nachlaß weist handschriftliche Kommentare zu den Hamburger Künstler-Kollegen, besonders aus dem Sezession-Kreis auf. Zwei Jahre später, 1923, ist Wallenius an der Ostermesse der Vereinigung Hamburger Kunstfreunde im Museum für Kunst und Gewerbe beteiligt. Im Jahr darauf finden seine ersten Einzelausstellungen in Hamburg im Kunsthaus Karl Heumann und in der Kunst- und Rahmenhandlung Harnisch statt. Von 1925 bis 1928 arbeitete Wallenius als Entwerfer und Lithograph für die Hamburger Druckereigesellschaft Köbner & Co. und im nächsten Jahr in der Reklame-Abteilung der Rudolph Karstadt AG Hamburg. 1929 reiste der Künstler nach Brasilien, wo er bis Februar 1933 als Schriftlithograph und Entwerfer in Recife tätig war. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er dann nach Deutschland zurückkehren. 1935 war er für einige Monate bei der Behörde für Technik und Arbeit in Hamburg als Kartenzeichner und Kolorist beschäftigt. 1936 übersiedelte Wallenius nach Kolumbien, dort war er für bis 1938 als Lithograph tätig, bis ihn die Erkrankung seiner Mutter zur Rückkehr zwang. Von 1938 bis 1941 arbeitete er als Grafiker und Lithograph in der Großdruckerei Carl v. d. Linnepe in Lüdenscheid, anschließend war er technischer Leiter der Wohnung Heimstätten in Bochum. Ab ca. 1942 war Wallenius freischaffender Künstler und beteiligte sich 1943 und 1944 an den Großen Westfälischen Kunstausstellungen in Dortmund und an der Großen Deutschen Kunstausstellung in München. 1946 zog Wallenius nach Wattenscheid und nahm neben Levedag, Meistermann, Schumacher und Mense an der Ersten großen Kunstausstellung Rhein/Ruhr in Arnsberg teil. Wie in den vorausgegangenen Ausstellung konnte er hier etliche Bilder verkaufen. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied im Hagenring und im Düsseldorfer Künstler-Verein „Malkasten“. Ausstellungsbeteiligungen in Hagen und Essen folgten. 1947 zählte er zu den ausgewählten Künstlern, die sich an der Ersten Landesausstellung „Künstlerbekenntnisse unserer Zeit“ in der Kunsthalle Düsseldorf beteiligen durften. Die Jury, darunter Mataré, Otto Pankok und Böckstiegel, lehnte von 2500 Einsendungen 2225 ab. Es waren u. a. Werke von Hofer, Schumacher und Nolde zu sehen. Am 31.1.1948 starb Hugo Wallenius in Wattenscheid. Anläßlich seines 60. Geburtstages wurde ihm hier 1952 eine Gedächtnisausstellung gewidmet. 1959 wurden seine Werke hier, wie auch in der Galerie Falazik in Bochum gezeigt. Seitdem ist der Künstler in Vergessenheit geraten.