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Weitere Werke von Hellmut Steinebach
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Am Weiher im Herbst

Aquarell und Tuschfeder; auf sandfarbenem faserigem Aquarellkarton
nicht datiert, um 1934-35

Blattgrösse: 33,6×50,7cm
nicht signiert, nicht betitelt
verso o.l. (wohl) vom Künstler in schwarzer Tinte nummeriert „31“

€ 380,-

 

 

 

 

Zustand
in der Blattmitte durchgehende horizontale Knickspur; am oberen Rand mittig Einriss (Länge etwa 2cm); Ränder mitunter etwas unsauber beschnitten; recto am oberen und linken Rand Reste früherer Befestigung (braunes Klebeband); partiell Druckstellen im Blatt; insgesamt leicht nachgedunkelt; partiell leicht fleckig; Ecken etwas bestoßen; verso Lagerspuren (etwas beschmutzt)

 

 

 

Der Terminus der ‚verschollenen Generation‘ wurde von Rainer Zimmermann vornehmlich an den Künstlerjahrgängen zwischen 1890 und 1905 herausgearbeitet, obgleich Zimmermann etwas relativierend darauf hinweist, dass „eine Generation innerhalb starrer Jahreszahlen nie ganz erfaßt [wird]. Deshalb wurden geringe Abweichungen in Geburtsjahrgängen in wenigen Fällen hingenommen, sofern es die künstlerische und biographische Zugehörigkeit gebot“ (Rainer Zimmermann (1980): Die Kunst der verschollenen Generation; Econ; Düsseldorf – Wien; S. 26). Bei dem 1916 in Düsseldorf geborenen Hellmut Steinebach fällt es einerseits sicherlich schwer von einer ‚geringen Abweichung‘ was das Geburtsjahr anbelangt zu sprechen, andererseits finden sich doch Anknüpfungspunkte zu Typiken von Vertretern der ‚verschollenen Generation‘, wenn man an Steinebachs künstlerische Ausbildung (bei Bindel, Heuser), seine expressiv-realistische Ausdrucksweise, sowie nicht zuletzt den mit dem Tode endenden biographischen Bruch des Zweiten Weltkriegs betrachtet.
Hellmut Steinebach begann sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf im Oktober 1935. Aufgrund der rückseitigen (verhältnismäßig) niedrigen Werksnummerierung ist anzunehmen, dass das vorliegende Aquarell kurz vor bzw. kurz nach dem Studienantritt entstand. Lässt man vorerst den rechts stehenden Mann außer Acht, dann präsentiert sich das Bild beinahe als eine monochrome Arbeit in grau-braunen Farbtönen. Die dadurch erzeugte, schemenhaft nebulöse, trübe Atmosphäre gibt dem Betrachter unweigerlich Bilder des Herbstes in den Sinn. Die an den rechten unteren Rand platzierte Person eines älteren Mannes – wohl ein Fischer oder ein Jäger – fällt durch seine ultramarin-schwarz gehaltene Kleidung aus diesem farblichen Klang heraus. Ob gewollt oder ungewollt tritt die blaue Aquarellfarbe auch etwas über die mit Tuschfeder gezogenen Konturen des Mannes und verstärkt so nochmals das nebulöse, beinahe mythische, Element der Komposition. Anhand der (niederrheinischen) Natur und sehr dezent, zumeist vereinzelt, gesetzten Menschen, thematisierte Steinebach immer wieder Topoi der Einsamkeit, der Tristesse, aber auch der Ruhe und der Zeitlosigkeit. Dieses Aquarell ist in diesem Kontext ein verhältnismäßig frühes, farblich wunderbar herausgearbeitetes Werk!

 

 

Zu Hellmut Steinebach (18.02.1916 Düsseldorf – 22.08.1942 in Russland):
Sohn von Studienrat Dr. Karl Steinebach (25.02.181 Koblenz – 27.07.1950 Düsseldorf), 1946-50 Direktor des Städtischen Museums Düsseldorf, und Frieda, geb. Stegemann (27.04.1884 Ehrenbreitstein – ?); wohnhaft am Fürstenwall 236, Düsseldorf; zum Wintersemester 1935-36 an die Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen (nach Vorlage einer Arbeitsmappe bei den Professoren Paul Bindel und Werner Heuser); vier Semester Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf; ab 08.05.1937 gemeldet in der Lakronstraße 81, Düsseldorf; das fünfte Semester des Kunststudiums war geplant für das Wintersemester 1937-38 an der Kunstakademie Berlin, wurde jedoch durch eine Teilnahme an einer militärischen Übung unterbrochen (am 11.11.1937 Abmeldung zum Infanterie-Regiment 39); die angespannte, bedrohliche Lage und schließlich der Kriegsausbruch unterbrechen das Studium vollends; Kriegsdienst in Frankreich und Russland; während des Kriegsdienstes weiterhin künstlerisch tätig (es entsteht ein „französisches Skizzenbuch“ (Abbildungen hiervon in s/w in Eva Steinebach (1975): Weltinnenstunde (Lesebuch für Marieluise); J.G. Bläschke; Darmstadt), sowie ein „russisches Skizzen- und Tagebuch“); am 22.08.1942 gefallen (im Melderegister MF 815 vermerkt als „Kriegssterbefall“); Steinebach schuf vor allem Landschaften, Stillleben, Tierdarstellungen, vereinzelt Portraits in farbintensiver, expressiv-realistischer Manier

Literatur/Quellen
STEINEBACH, Eva (1975): Lebenslauf von stud. artium Hellmut Steinebach, in: Dies.: Weltinnenstunde (Lesebuch für Marieluise); J.G. Bläschke; Darmstadt; S. 200-202
Einwohnermelderegistratur (MF 815), Stadtarchiv Düsseldorf
Hausbuch „Lakronstraße 81“, Stadtarchiv Düsseldorf