H A N S   H A R L Ä N D E R

 

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Hans Harländer

 

„Ebbe“

Rohrfederzeichnung auf Ingrespapier („Hahnemühle“)
u.r. in Schwarz datiert „1937“

u.r. in Schwarz signiert „Hans Harländer“, sowie verso u.l. in Blei nochmals sign./bez.[?];
verso u.l. in Blei (von fremder Hand?) betitelt „Ebbe“

€ 360,-

 

 

                             

 

Blattgrösse: 46×62,9cm

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; insgesamt etwas nachgedunkelt/gebräunt; Blattränder mitunter mit kleineren Schäden (etwas bestoßen, kleine Einrisse); Ecke u.r. mit schwacher Knickspur; Ecke o.l. mit minimalem Papierverlust; in Ecke o.l. in Blei nummer. „0531“[?]; in Ecke u.l. in Blei nummer. „473 / 5“[?]; verso in den Ecken, sowie in den Blatträndern mittig kleine Reste früherer Befestigung (braunes Klebeband, sowie Papier mitunter etwas aufgeraut)

 

 

Den ersten künstlerischen Unterricht erhielt Hans Harländer von seinem Vater Johann Harländer. Hieran schlossen sich eine handwerklichen Malerlehre, sowie fünf Semester Studium an der Landeskunstschule Hamburg an. Als Mittzwanziger begann sich Harländer als Künstler zu etablieren – mit zwei Werken war er vertreten bei der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ in Hamburg-Altona, die Presse nahm diese Beteiligung lobend auf und von öffentlicher Seite wurde der erste Ankauf getätigt. In den folgenden Jahren nahm Harländer an mehreren Ausstellungen teil, wobei er sich, beeinflusst durch die Bekanntschaft mit Willy Knoop, verstärkt auf das Arbeiten mit Wasserfarben bezog.
„1937 vermittelte Prof. Dr. Gustav Pauli […] dem Maler aus der Amsinck-Stiftung ein Reisestipendium, welches ihn auf die Kurische Nehrung und nach Litauen führte. Die reiche Ausbeute dieser Reise, welche damals geschlossen in einer Ausstellung gezeigt wurde, fiel mit vielen anderen Arbeiten des Malers dem Krieg zum Opfer“ („Ausstellung Hans Harländer. Aquarelle, Graphiken, Angewandte Kunst“ [Katalog zur Ausstellung vom 7. August bis 2. September 1960 im Rathaus Lütjenburg]; Lütjenburg: J.M. Klopp; unpag. [Seite 3]).
Die vorliegende Zeichnung ist in diese hier beschriebene Schaffensphase einzuordnen. Da das Motiv dieser titelgebenden ‚Ebbe‘ sicherlich nach Norddeutschland zu verorten ist, dürfte das Werk entweder noch vor der Studienreise oder nach dieser entstanden sein. Anhand der Exponatenliste des Ausstellungskatalogs von 1960 lässt sich zum einen ersehen, dass Harländer 1937 mehrere Rohrfederzeichnungen schuf (ausgestellt waren damals die Werke „Ziegelei“, „Am Deich“ und „Weggabelung“), und zum anderen zeigt sich deutlich, dass die Landschaft das bevorzugte Sujet des Künstlers war.
In flotten, satten, tief in das Bild führenden Striche entwirft Harländer eine flächige, aus einzelnen Konturen sich zusammensetzende Landschaft bei Ebbe. In ihrer reduzierten, trist anmutenden Weite, mag diese mitunter an Fritz Kronenberg erinnern. Begrenzt wird die Landschaft im Hintergrund durch einen Dorfrand mit einzelnen Häusern, Bäumen und einer Windmühle. Der Himmel wird ganz skizzenhaft nur in wenigen, farbschwachen Wellenlinien grob angedeutet.
Sehr schöne, stimmungsvolle norddeutsche Landschaftskomposition!

 

 

Zu Hans Harländer (1904 Hamburg – 1974 Bellin):
Maler, Zeichner; Sohn des Hamburger Malers Johann Harländer ((wohl) 1880 Hamburg – 1943 Arnstadt / Thüringen); anfangs handwerkliche Malerlehre; fünf Semester lang Besuch der Landeskunstschule Hamburg (bei Willy von Beckerath, Arthur Illies, Max Sauerland); Studienreisen nach Italien, Österreich und Ungarn; anschließend freischaffend tätig als Künstler und Dekorationsmaler; 1929 Beteiligung mit zwei Werken an der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ (Hamburg/Altona); 1933 Bekanntschaft mit Willy Knoop; 1935 Beteiligung an der Ausstellung „Maler, Bildhauer, Architekten stellen aus“ (Kunstverein Hamburg); 1937 Beteiligung an der „Frühjahrsausstellung Hamburger Künstler“ (Kunsthalle Hamburg); 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Hamburger Künstler auf Reisen“ (Kunsthalle Hamburg); 1937 Einzelausstellung im Hamburger Kunstverein; 1937 erhielt er durch Vermittlung Gustav Paulis ein Reisestipendium der Amsinck-Stiftung und bereiste damit die Kurische Nehrung und Litauen; während dem Dritten Reich „war Hans Harländer am Aufbau mehrerer illegaler Ausstellungen seinerzeit verfemter Künstler (u.a. Ernst Barlach) beteiligt“ (Ausstellungskatalog, Lütjenburg, 1960); 1938 Beteiligung an der „Ausstellung Hamburger Künstler“ (Kunsthalle Hamburg); 1940 Beteiligung an der Ausstellung „Hamburg. Stadt. Hafen, Landschaft“ (Folkwang-Museum, Essen & Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld); 1940 zum Kriegsdienst eingezogen; 1942 Beteiligung an der Ausstellung „Norddeutsche Aquarelle und Kleinplastik“ (Kunstverein Hamburg); 1942 Beteiligung an der „Herbstausstellung Hamburger Künstler“ (Kunsthalle Hamburg); 1943 Beteiligung an der Ausstellung „Künstler im Wehrdienst“ (Kunsthalle Hamburg); nach Krieg und Gefangenschaft war Harländer in Bellin (Gemeinde Lammershagen) ansässig und tätig; 1960 Einzelausstellung im Rathaus Lütjenburg; Ankäufe u.a. durch die Stadt Lütjenburg

Literatur
„Ausstellung Hans Harländer. Aquarelle, Graphiken, Angewandte Kunst“ [Katalog zur Ausstellung vom 7. August bis 2. September 1960 im Rathaus Lütjenburg]; Lütjenburg: J.M. Klopp