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Weitere Werke von Friedrich G. Einhoff
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Blick in eine (Dorf-)Straße mit Haus und zahlreichen Bäumen unter strahlender Sonne

Kohle auf dünnem, hellbräunlichem Zeichenpapier
nicht datiert, um 1924

Grösse: 28,2×35,5cm

nicht signiert
nicht betitelt

€ 900,-

 

 

 

 

            

 

Zustand
die vier Ecken minimal bestoßen; partiell leichte Druckstellen im Blatt; Ecke u.r. schwach fingerspurig; oberer und unterer Blattrand mit leichten Abrissspuren; verso leichte Lagerspuren; verso u.r. klein in Blei nummer. „R2 00/1030“

Provenienz
Nachlass des Künstlers

 

 

1923 begann Friedrich G. Einhoff ein Lehramtsstudium in Berlin, welches er 1925 mit dem Staatsexamen abschloss. Schon während dieser Zeit war er malerisch und zeichnerisch tätig. Das vorliegende Blatt dürfte noch aus dieser Studienzeit stammen und kann wohl als Vorarbeit für ein später in Aquarell oder Tempera ausgeführtes Werk gesehen werden. Einhoff schuf oftmals verschiedene Variationen ein und desselben Themas, wobei „[die] zahlreichen Variationen eines Themas dabei mehr als nur Spiele um Vereinfachungen [sind] sie sind farbige und formale Abstraktionen mit sachlichem Gehalt“ (Bernd Küster (2001): Kolorismus und Strenge – Zu Friedrich G. Einhoffs Frühwerk, in: Stadt Gelsenkirchen, Kommunale Galerie (Hrsg.): Verschollen und wiederentdeckt. Friedrich G. Einhoff (1902-1988). Industrielandschaften 1920-1935; Kunstverlag Oltmanns; Unkel; S. 10-14 [hier: 11]).
Bei dieser Zeichnung ist es – grob gesprochen – das Thema der Landschaft unter einer strahlenden Sonne.
Als Betrachter stehen wir auf einer Straße, die im Vordergrund durch ihre schnelle, geschwungene Strichführung eine Neigung andeutet. Im mittleren Bildbereich führt die Straße, von Bäumen links und rechts begleitet, gerade zur Bildmitte hin und verliert sich schließlich im überhängenden Blätterwerk. Im rechten Bereich ist ein Haus mit einem eingezäunten (oder ummauerten?) Garten erkennbar, wobei auch hier die grünenden Bäume im Garten einen Großteil des Hauses verdecken. Die Darstellungsweise der Bäume findet dabei ihr Pendant in den ebenso in lockeren Wellenlinien umrissenen Wolken. Etwas ‚aus dem Rahmen‘ fällt bei dieser Ansicht das mittig auf der Straße in kurzen Strichen gezeichnete, einzig sichtbare Lebewesen innerhalb des Motivs. Es lässt sich nicht dezidiert bestimmen, um was es sich handelt – vielleicht ist es eine Katze oder ein Hund, welche(r) sich von uns weg bewegend auf der Straße spazieren geht? Durch dieses kleine, feine Detail erzeugt Einhoff einen schönen, auflockernden Blickfang innerhalb des Werks.
Zeichnerisch herausragend eigenständige Komposition!

 

 

Zu Friedrich G. Einhoff (11.07.1901 Baven bei Hermannsburg (Kreis Celle) – 15.08.1988 Soltau):
Maler, Zeichner; 1905 Versetzung des Vaters (Konrektor an einer Schule) nach Gelsenkirchen-Heßler; die Industrielandschaften des Ruhrgebiets werden für Einhoff ein zentrales Motiv; 1920 Abitur; 1920-21 Praktikant als Schmied und Grubenarbeiter auf der Zeche Wilhelmine-Viktoria 1/4; 1921-22 Besuch der Kunstgewerbeschule Gelsenkirchen, daneben handwerkliche Ausbildung als Maler und Grafiker; 1922-23 Bühnenbildner am Stadttheater Gelsenkirchen, daneben praktische Tätigkeit im Malerhandwerk; 1923-25 Studium für das Berufsschullehramt in Berlin (1925 Staatsexamen), daneben als Maler tätig; 1925-27 Lehrer an der Schule für Grafik und gestaltende Gewerbe (Frankfurt a.M.), daneben Studium der Kunstgeschichte, Pädagogik und Psychologie an der Universität Frankfurt; Mitglied der Frankfurter Künstlergesellschaft; 1927-29 Lehrer an der Gewerbeschule Rostock; 1928 Kontakt zum Kunsthändler Karl Nierendorf (Berlin); 1928 Beteiligung an der Ausstellung „Kunst und Technik“ (Folkwang-Museum, Essen); 1929 Rückkehr nach Frankfurt a.M.; Ehrenpreis des Kunstvereins Frankfurt; 1930-34 Beteiligung an den Ausstellungen der Berliner Sezession und an Ausstellungen in der Preußischen Akademie der Künste (Berlin); 1934 Heirat mit Maria Dowie; 1935 Berufung nach Magdeburg an die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule; ab 1938 entsteht eine Reihe großer Magdeburg-Ansichten; 1940 Kulturpreis der Stadt Magdeburg; 1944 eingezogen zum Kriegsdienst und eingesetzt bei der Marine; Einhoff erleidet schwere Verwundung und verbringt lange Zeit im Lazarett in Ogenbargen (Ostfriesland); englische Kriegsgefangenschaft; 1946 Rückkehr nach Deutschland und Ankunft in Soltau; ab 1947 tätig als Maler und Grafiker in Soltau; 1949 Lehrer an der Berufsfachschule in Biedenkopf, sowie 1949-52 Lehrer an der niedersächsischen Landesversehrtenberufsfachschule (Bad Pyrmont); zahlreiche Ausstellungen; 1952-63 Lehrer in Soltau; 1962 wird das Frühwerk Einhoffs aus einem Keller in Magdeburg in das Kulturhistorische Museum Magdeburg gebracht und beschlagnahmt; diese frühen Arbeiten werden 1990 wieder herausgegeben und 1991 in der Ausstellung „Friedrich Einhoff 1901-1988. Bilder aus dem Magdeburger Nachlaß 1922-1934“ im Museum Soltau gezeigt

Literatur
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 481
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 365
Museum Soltau (1991): Friedrich Einhoff 1901-1988. Bilder aus dem Magdeburger Nachlaß 1922-1934; Benedict Press; Münsterschwarzach
Stadt Gelsenkirchen, Kommunale Galerie (Hrsg.): Verschollen und wiederentdeckt. Friedrich G. Einhoff (1902-1988). Industrielandschaften 1920-1935; Kunstverlag Oltmanns; Unkel