C A R L D O T Z L E R
Küstenansicht bei Hastings (England)
Tempera, Aquarell, Kreide, Blei auf hellem, leichten Karton, verso am oberen Rand durch zwei Klebestreifen unter Passepartout gesetzt
nicht datiert, wohl um 1912
u.r. signiert „Carl Dotzler“
nicht betitelt, Küstenansicht bei Hastings (England), hierzu u.r. bez. „Hastings“
€ 850,-
Passepartoutgrösse: 77,7×68,7cm
Blattgrösse: 59,4×48,9cm
Grösse des Passepartoutausschnitts: 55,9×45,9cm
Zustand
Blatt verso am oberen Rand durch zwei Klebestreifen unter Passepartout gesetzt; an den Blatträndern Reste früherer Befestigung (etwas aufgeraut, Reste von braunem Klebeband, verso an den Blatträndern Klebereste); Blattränder lädiert, d.h. unterer Blattrand links, mittig, sowie rechter Blattrand unten mit Papierverlusten (unter Passepartout nicht sichtbar); Blatt insgesamt leicht wellig; verso etwas fleckig
Nach einer Lithographenlehre in der Nister´schen Kunstanstalt in Nürnberg und anschließender Tätigkeit in diesem Bereich, begann sich Dotzler verstärkt auf die Malerei und das Zeichnen zu konzentrieren. Hatte er schon parallel zu seiner Lithographenlehre Abendkurse an der Kunstgewerbeschule Nürnberg besucht, so nahm er von 1906 bis 1908 – immerhin in seinen Dreißigern – noch ein Studium an der Münchner Kunstakademie auf. Im Gegensatz zu anderen Nürnberger Künstlern, welche ihre Ausbildung in München erhielten, kehrte Dotzler wieder in seine Heimatstadt zurück und war dort ab 1908 mit eigenem Atelier und Zeichenschule freischaffend tätig. Noch vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs unternahm er 1912 eine Studienreise nach England, Schottland und Norwegen und hielt auch hierbei seine Eindrücke malerisch und zeichnerisch fest.
Die vorliegende Küstenansicht bei Hastings wird, obgleich undatiert, in den Kontext dieser Reise einzuordnen sein.
Weit führt der Blick an der Küste entlang. Immer wieder unterbrochen von kleinen Fischerbooten, einem ins Wasser führenden Steg und am Ende begrenzt durch eine Landzunge. Der vordere Bildbereich wirkt deutlich belebter. Wir erblicken neben Arbeitern, eine im Sand sitzende lesende junge Frau, sowie einen vielleicht dösenden, vielleicht nachdenkenden Mann, der auf einem der Boote sitzt. Bis in den Hintergrund setzt sich dieses ganz alltägliche Leben am Strand in Form einzelner kleiner Figuren fort und es zeigen sich die ersten Gebäude der Ortschaft. Im rechten hinteren Bildbereich erhebt sich auf einer grünen Anhöhe das signifikante Hastings Castle.
Zu Carl Dotzler (07.12.1874 Nürnberg – 22.08.1956 Augsburg):
Maler, Zeichner, Grafiker; anfangs Lithographenlehre in der E. Nister Kunstanstalt für graphische Reproduktionen Nürnberg (unter Ludwig Kühn); parallel dazu Besuch von Abendkursen an der Kunstgewerbeschule Nürnberg (bei Carl Fleischmann und Heinrich Heim); 1898 übernahm er die Leitung einer chromolithographischen Anstalt in Bergen (Norwegen); später als Lithograph in Paris tätig und dort Besuch der Académie Julian; 1901 Rückkehr nach Nürnberg und als Maler und Zeichner bei Nister tätig; 1903 Mitglied des Künstlervereins Nürnberg; 1906-08 Studium an der Kunstakademie München (bei Gabriel von Hackl und Ludwig von Löfftz); ab 1908 in Nürnberg freischaffend tätig mit eigenem Atelier und Zeichenschule; 1912 Mitglied der Kunstgenossenschaft Nürnberg; 1912 Reise nach England, Schottland und Norwegen; ab 1916 Kriegsdienst; 1920-41 Dozent für Studienkopf- und Aktzeichnen an der Kunstgewerbeschule Nürnberg (später: Staatsschule für Angewandte Kunst); 1928 Ernennung zum Professor
Literatur
GRIEB, Manfred (Hrsg.) (2007): Das Nürnberger Künstlerlexikon; München; K.G.Saur; S. 285
